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Tampon ohne Applikator: was die Debatte aus den USA über Menstruationsprodukte zeigt

Tampons mit und ohne Applikator auf pinkem Hintergrund – Symbolbild zum Thema Tampon ohne Applikator
Tampons mit oder ohne Applikator?

Ein virales TikTok-Video sorgt derzeit für Diskussion: Eine US-Amerikanerin hält einen Tampon ohne Applikator in die Kamera und fragt:


„Was soll ich damit anfangen?“


In der Schweiz, Deutschland oder Frankreich ist die Antwort klar, denn dort wird der Tampon ohne Applikator bevorzugt. In den USA dagegen greifen laut Umfragen rund 90 % der Frauen zu Produkten mit Einführhilfe – meist aus Plastik.


Das sorgt nicht nur für Überraschung, sondern offenbart auch, wie unterschiedlich Menstruation in verschiedenen Ländern gedacht, verkauft und erlebt wird.


Was ist der Unterschied zwischen Tampons mit Applikator und Tampons ohne Applikator?

Ein Tampon ohne Applikator wird mit sauberen Fingern direkt in die Vagina eingeführt. Die Variante mit Applikator besitzt ein Kunststoff- oder Kartonröhrchen, mit dem der Tampon eingeführt wird, ohne dass die Finger die Schleimhaut berühren.


Die europäische Variante geht auf die deutsche Gynäkologin Judith Esser-Mittag zurück, die in den 1950er-Jahren den o.b. (ohne Binde) entwickelte. In den USA war es der Osteopath Earle Haas, der bereits 1933 das Applikator-Modell erfand, welches später von Tampax groß gemacht wurde.


Bis heute sind die Märkte geprägt:

  • In Europa dominieren kompakte, applikatorfreie Produkte.

  • In den USA gelten Applikatoren für viele als hygienischer, praktischer – und als Norm.


Tampons mit Applikator oder ohne? Das sagt Gynäkologin Johanna Janku

In Diskussionen rund um Tampons mit oder ohne Applikator fällt häufig das Stichwort „Hygiene“. Tatsächlich ist ein Tampon ohne Einführhilfe nicht weniger hygienisch, sofern die Hände vor dem Einführen gründlich gewaschen werden. Das gilt unabhängig davon, ob der Tampon mit den Fingern oder einem Applikator eingeführt wird.


Für viele Nutzerinnen, vor allem beim ersten Mal, fühlt sich der Applikator zunächst intuitiver an. Er vermittelt das Gefühl von Kontrolle und Distanz. Das kann unterwegs praktisch sein, ist jedoch kein medizinisches Argument, sondern eher ein subjektives Sicherheitsgefühl. Entscheidend bleibt immer: saubere Hände, korrektes Einführen und regelmäßiger Wechsel.


Tampons, Binden, Tassen & Slips – welche Produkte wann sinnvoll sind

Nicht jede Menstruationsform passt zu jedem Körper und jedem Lebensabschnitt. Aus gynäkologischer Sicht lohnt sich ein differenzierter Blick auf Alternativen:

  • Binden sind in bestimmten Situationen, etwa nach Geburten oder gynäkologischen Eingriffen, oft besser geeignet als Tampons, da sie die Vaginalflora weniger reizen.

  • Menstruationstassen bieten eine gute Option ohne Einfluss auf das Scheidenmilieu, erfordern aber Sorgfalt bei der Reinigung und eine gewisse Übung beim Einführen.

  • Periodenslips sind mittlerweile eine überraschend sichere und bequeme Lösung, besonders für leichte bis mittlere Blutungstage. Sie kommen ohne Einführen aus, bergen kein TSS-Risiko und können bei korrektem Waschen mehrfach verwendet werden.

  • Waschbare Stoffbinden sind günstig, nachhaltig und hautfreundlich, können aber je nach Körperbau leichter verrutschen und sind bei stärkerer Blutung nicht immer auslaufsicher.

  • Menstruationsschwämme dagegen sind aus medizinischer Sicht nicht empfehlenswert: Auch nach dem Auswaschen können Keime zurückbleiben, was das Infektionsrisiko deutlich erhöht.

Die Wahl des Produkts sollte sich immer am individuellen Körpergefühl, dem Lebensstil und den konkreten Bedürfnissen orientieren.


Fazit: Tampon mit oder ohne Applikator?

Tampons ohne Applikator sind weder neu noch experimentell, sie sind in vielen Ländern der Standard. Dass Tampons ohne Applikator in den USA Verwunderung auslösen, zeigt vor allem eines: Wie unterschiedlich das Thema sozialisiert ist.


Aus gynäkologischer Sicht spricht nichts gegen den Tampon ohne Applikator. Hygiene hängt nicht vom Produktdesign ab, sondern davon, wie sauber die Hände sind und wie regelmäßig gewechselt wird.


👉 Den vollständigen Artikel findest du hier:



 
 
 

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