Die Periode ist etwas Natürliches, trotzdem kommt sie oft ungelegen. Laut Tiktok soll ein Mix aus Ibuprofen und Gelatine die Menstruation verzögern. Ist das gesund? Dr. Johanna Janku ordnet ein.
Kaum steht das romantische Wochenende im Wellnesshotel mit der neuen Flamme an, meldet sich ein ungebetener Gast an: die Periode. Einen ungünstigeren Zeitpunkt gibt es wohl kaum.
Tiktok wäre aber nicht Tiktok, wenn es nicht schon eine Lösung für dieses Problem parat hätte: Ein Cocktail aus Ibuprofen und Gelatine soll die Blutung verzögern.
Das behaupten zumindest zahlreiche Tiktok-User. Doch was sagt die Medizin dazu? Wir haben bei Gynäkologin Dr. Johanna Janku nachgefragt.
Frau Dr. Janku, was ist Ibuprofen?
Ibuprofen gehört zu der Gruppe der NSAR-Medikamente, also der nicht steroidalen Antirheumatika. Die Effekte beruhen auf der Hemmung der Prostaglandinbildung durch u. a. Enzymhemmung (COX-1 und COX-2). Dies hat drei Hauptwirkungen im Körper: es lindert Schmerzen, Fieber und Entzündungsprozesse.
Was sollte vor der Einnahme berücksichtigt werden?
Die Nebenwirkungen. Im Magen-Darm-Bereich kann es zur Magenschleimhautschädigung kommen und somit etwa Bauchschmerzen bis hin zu Geschwüren verursachen. Zudem kann sich die Blutungszeit verlängern, da die Blutplättchen nicht gerinnen können. Bei wiederholter Einnahme kann dies zu einem erhöhten oder chronischen Blutverlust führen. NSAR-Medikamente senken zudem die Durchblutung der Nieren, das kann zu Schäden an der Niere führen, bis hin zu einem Nierenversagen.
Welchen Effekt hat Ibuprofen auf die Periode?
Durch Ibuprofen wird die Prostaglandinbildung gehemmt, die auch in der Gebärmutter eine Rolle spielt. Vor allem Kontraktionen, also das Zusammenziehen der Gebärmutter, werden gemindert. Hemme ich das Zusammenziehen, ist das erleichternd für Frauen, die starke Krämpfe während der Periode haben.
Und auf den Zyklus?
Die Krämpfe werden gehemmt und die Schmerzen gehen zurück. Es kommt zu weniger Symptomen während der Monatsblutung. Durch die Hemmung der Prostaglandine wird auch die Blutung schwächer, das ist bekannt.
Und das kann die Blutung nach hinten verzögern?
Unter Umständen – aber auch das ist nicht immer sicher. Wir sprechen hier von maximal 24 bis 48 Stunden. Es ist aber nicht garantiert und sehr individuell. Für Gynäkologen ist dies nicht das Mittel der Wahl, um die Periode zu verzögern. Ist dieser Effekt gewünscht, bräuchte es eine hohe Dosierung und da darf man die Nebenwirkungen nicht vergessen.
Was wäre das bevorzugte Mittel der Gynäkologen und Gynäkologinnen?
Auch hier kommt es wieder auf die Patientin und die Situation an. Nimmt die Patientin die herkömmliche Pille ein, kann man mal zum Beispiel die Pillenpause nach der Einnahme eines Blisters weglassen und so zwei Zyklen hintereinander nehmen. So kommt es nicht zur Abbruchblutung, die Blutung kommt erst nach Beenden des zweiten Pillenblisters.
Und wenn man keine hormonelle Verhütung benutzt?
Es gibt ein Medikament, das man zum Verschieben der Monatsblutung einsetzen kann. Selbstverständlich ist hier vor der Einnahme die Beratung durch einen Facharzt wichtig.
Was hat es mit der Gelatine auf sich?
Gelatine ist ein Protein und wird aus tierischem Kollagen gemacht. Wir kennen es als Träger bei Desserts. Es gibt jedoch keine Studien dazu, ob es den Zeitpunkt der Menstruation verzögern kann oder überhaupt irgendeinen Effekt auf die Periode hat.
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