Viele Frauen tracken ihren Zyklus per App – manche richten sogar ihr Leben danach aus. Was ist da dran? Johanna Janku und eine Zyklus-Mentorin erklären es in diesem 20 Minuten Artikel.
«In meiner Praxis beobachte ich, dass sich immer mehr Patientinnen ihres Zyklus bewusst sind», so Johanna Janku. Janku ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe bei der Ladies Permanence Stadelhofen. Zudem bietet sie in ihrer Praxis Oh Yes Baby Yes Sexual- und Paartherapie an.
Der eigene Menstruationszyklus beeinflusst deinen Alltag mehr, als du vielleicht denkst: Das behaupten viele Frauen auf Social Media. Indem sie ihren Zyklus per Periodenapp tracken und sich bewusst sind, in welcher Phase sie sich befinden – und sich nach Möglichkeit auch danach richten –, erhoffen sie sich, ihren Körper besser zu verstehen, sich ausgeglichener zu fühlen oder ihre Energie besser einteilen zu können.
So schreibt etwa diese Creatorin zu ihrem Video: «Dein Menstruationszyklus ist so viel mehr als nur deine Periode. Wenn deine Hormone schwanken, wirken sie sich auf deine Stimmung, deine Motivation und Energie aus.»
Und diese Schweizer Fitness-Creatorin weist in diesem Video darauf hin, dass die Zyklusphasen einen Einfluss auf das eigene Training hätten.
«Immer mehr Frauen möchten verstehen, was mit ihnen passiert»
Wir haben bei Josianne Hosner nachgefragt: «Zyklisch zu leben bedeutet, zu wissen, in welcher Zyklusphase man sich befindet, und anhand dessen erklären zu können, wieso man vielleicht viel Energie hat, man sich gut fühlt – oder eben gerade nicht», so Hosner. Vor 13 Jahren fing Hosner an, Zusammenhänge zwischen ihrer Psyche und ihrem Zyklus festzustellen, vertiefte sich dazu und bietet Workshops zum Thema an. Die Nachfrage danach sei riesig. «Immer mehr Frauen möchten verstehen, was da genau mit ihnen passiert», so Hosner.
Wer sich über den eigenen Zyklus besser kennen lerne, dazu eigene Schlüsse ziehe, könne die eigenen Energieressourcen besser einteilen – und vielleicht gewisse wichtige Termine bewusst auf eine Phase planen, in der man mehr Energie habe. «Das wäre die Phase des Eisprungs. In der Zeit vor der Menstruation sind dagegen viele oft müde, antriebslos oder gereizt.» Wichtig sei jedoch zu wissen, dass man zu jeder Phase alles machen könne. «Es geht beim zyklischen Leben nicht darum, die Menstruation an die grosse Glocke zu hängen, sondern sie als ein Viertel des Zyklus wahrzunehmen und als etwas völlig Natürliches zu betrachten.»
Hormone haben einen Einfluss auf den ganzen Körper
«In meiner Praxis beobachte ich, dass sich immer mehr Patientinnen ihres Zyklus bewusst sind – die meisten, wenn sie sich für alternative Verhütungsmethoden interessieren. Andere dagegen, weil sie sich mit dem Thema Kinderwunsch auseinandersetzen und wissen möchten, wann sie fruchtbar sind», so die Gynäkologin Johanna Janku.
Ein weiblicher Zyklus dauert etwa 28 Tage und besteht aus vier Phasen: Tag eins bis etwa fünf ist die Menstruation, bis Tag 14 reift die Eizelle heran, Tag 14 kommt es zum Eisprung und von Tag 15 bis 28 kann sich eine Eizelle in der Gebärmutter einnisten. Die Dauer der Phasen kann unterschiedlich sein. «In diesen Phasen sind verschiedene Hormone involviert, die nicht nur auf die Sexualorgane, sondern auf den gesamten Körper wirken», so die Ärztin. So könnten etwa vor der Menstruation verschiedene Symptome wie Kopfschmerzen, Brustspannen, Völlegefühl, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, emotionale Instabilität, erhöhte Reizbarkeit auftreten.
«Zyklus sehr individuell und man kann keine Schlüsse auf alle ziehen»
«Es ist sicher sinnvoll, wenn man sich als Frau mit dem eigenen Körper auseinandersetzt – und auch, wenn sich Männer für den weiblichen Zyklus interessieren. Ein gewisses Verständnis darüber kann ihnen helfen, ihre Partnerinnen besser zu verstehen», so Janku. Allerdings gebe es auch Frauen, die diese Schwankungen nicht oder weniger spürten. Dies sei bei Frauen, die hormonelle Verhütungsmethoden verwendeten, oft der Fall – aber auch bei anderen. «Insgesamt ist der weibliche Zyklus sehr individuell und man kann nicht immer Schlüsse auf alles ziehen», so Janku.
Link zum 20 Minuten Artikel.
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